Über das Edelkrebsprojekt berichtete die Westerwälder Zeitung in einem schönen Artikel.
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Edelkrebsprojekt Große Nister
Edelkrebse waren einst in allen Fließgewässern Europas häufig vertreten und sind inzwischen bis auf kleinste Restpopulationen in den letzten drei Jahrzehnten in Deutschland ausgestorben.
Ein Grund ist die Krebspest durch das Vordringen amerikanischer Flusskrebse über die großen Flüsse, z. T. auch über Auswanderung aus privaten Zuchtteichen. Ein weiterer Grund ist die Gewässerverschmutzung durch Anwachsen der Abwässer aus Industrie, Landwirtschaft und Privathaushalten.
Die Kläranlagen sind diesen Anforderungen nicht gewachsen. Fachzeitschrift „Wasser und Abfall“ Jg. 2011, Nr 9: „Bisher fehlen für viele der gefährlichen Stoffe Kenntnisse zur Eliminierbarkeit, die als Grundlage für Maßnahmen zur Verbesserung der Reinigungsleistung der Anlagen verwendet werden können.“ (Beispiel.Unkraut/ Schädlingsvernichtungsmittel/ Hormone, Schmerzmittel/ Antibiotica/ Bisphenol A…) Wie wäre es anders zu erklären , dass die Edelkrebszüchter in Teichanlagen und Baggerseen große Vermehrungs -und Wachstumsraten melden ?
Nach eingehenden Prüfungen 2011, insbesondere dem nächtlichen Absuchen von flachen Gewässerbereichen mit der Taschenlampe, konnten im Abschnitt Heuzert/Heimborn der Großen Nister keinerlei Hinweise auf Restbestände von Edelkrebs oder nicht heimischer Krebse gewonnen werden. Von einem fehlenden Vorkommen hier war bereits vorher ausgegangen worden.
Die Große Nister hat das klassische inhomogene Strömungsbild eines Oberlaufgewässers mit deutlicher Breiten- und Tiefenvarianz bei relativ geringer Nutzungsintensität im Umland. Uferstrukturen mit Wurzelwerk und Totholzansammlungen sind ideal. Zudem stellten die Wehre das letzte Bollwerk gegen die Invasion amerikanischer Flusskrebse dar.
Das Stein- und Felsprofil vieler Abschnitte, die enge Bewaldung und die Begleitfischarten (Forelle, geringe Döbel-, Nasen-, Barbenbestände und die stark reduzierten Aalbestände) geben uns den Mut ein Wiederansiedlungsprojekt zu starten. Freßfeinde wie Reiher, Ente und Bisam waren auch vor Jahrzehnten in gleicher Zahl da.
Am 27. April 2012 war es soweit: Dr. Albert Lerner hat die ersten 100 Edelkrebssömmerlinge in Heuzert eingesetzt. Zur besseren Standortbindung waren an strömungsarmen Bereichen Tonröhren in Steinschüttungen eingebracht worden. Als weiterer Schritt ist die Hälterung in der Anlage von Manfred Fetthauer vorgesehen um selbst den Nachbesatz kommender Jahre heranzuziehen. Eine fortlaufende Evaluierung über 5 Jahre ist geplant.
Drei Jahre werden Sömmerlinge vorwiegend im Herbst eingesetzt. Im Monat Juli/August ist das Monitoring in der Nister vorgesehen. Alle Erhebungsdaten werden hier publiziert. Mit diesem Artenschutzprojekt in Rheinland Pfalz könnte die Artenvielfalt der Großen Nister, die erheblich bedroht ist, verbessert werden.
Lothar Jörgensen von der SGD Nord hat auf der Jahreshauptversammlung am 28.4.2012 dieses Projekt begrüßt.
Müschenbach , den 30.4. 2012 Dr. Albert Lerner