Jahr: 2025

Arge Nister und Muscheln

Arge Muschelprojekt

Die ARGE Nister/Obere Wied e.V. freut sich das kürzlich genehmigte Projekt „Bachmuschelschutz und Zucht Rheinland-Pfalz 2025 – 2026“ der Universitäten Koblenz und Kassel tatkräftig unterstützen zu können.
Weltweit zählen Süßwassermuscheln zu den am stärksten gefährdeten Arten. Aufgrund ihrer Fähigkeit, große Mengen partikulären Materials aus dem Wasser zu filtern und die Gewässersedimente aufzulockern, sind gesunde Muschelbestände in Flüssen jedoch von großer Bedeutung für den Schutz aquatischer Biodiversität. Daher ist die Bachmuschel (Unio crassus) genauso wie einige andere Süßwassermuscheln der Unio-Gattung streng geschützt (BNatschG, FFH-Richtlinie, Rote Liste). In Rheinland-Pfalz wird die Bachmuschel als vom Aussterben bedroht eingestuft.
Für eine nachhaltige Förderung bestehender Restpopulationen der Nister-Bachmuscheln ist nach derzeitigem Kenntnisstand eine längerfristige ergänzender Nachzucht erforderlich. Daher etablieren die Wissenschaftler der Universitäten im Rahmen des Projektes mit unserer Hilfe eine wissenschaftlich basierte Erhaltungszucht an unserer Muschelzuchtstation in Stein-Wingert. Durch vergleichende Untersuchungen verschiedener Aufzuchtmethoden sowie unterschiedlicher Futtermittel wird diese im Verlauf des Projektes weiter optimiert.

Basierend auf Untersuchungen des Potentials verschiedener Gewässerabschnitte für die Wiederansiedlung von Bachmuscheln durch die Wissenschaftler werden Besatzstellen für die nachgezüchteten Jungmuscheln ausgewählt. Nach ca. 1,5 Jahren Aufzucht in unserer Station bringen wir die Jungmuscheln gemeinsam an den ausgewählten Besatzstellen aus.

Außerdem führen die Wissenschaftler eine Bestandserfassung der aktuell in der Nister bekannten Bachmuschelpopulationen durch. Um Prognosen für den Erfolg von Naturvermehrung dieser Populationen ableiten zu können werden die Projektpartner von uns tatkräftig bei der Erfassung der Wirtsfischbestände im Umkreis der Muschelbestände unterstützt.

Nase mit tödlicher Pilzinfektion

Weshalb finden wir im Frühjahr vor dem Laichen überwiegend verletzte und tote Rogner

Zwei Kormorane beobachten einen Laichplatz der Nase

Zwei Kormorane beobachten das Laichgeschehen und planen den nächsten Beutezug.

Weibliche Nasen mit dem Bauch voll Eier (sogenannte Laichrogner) sind beliebte Leckerbissen des Kormorans.

Welche Ursachen spielen bei der Flucht von Laichrognern vor dem Kormoran eine Rolle?

Sowohl Hormone als auch die Beweglichkeit spielen eine wichtige Rolle beim Fluchtverhalten
von Laichrognern gegenüber Prädatoren wie dem Kormoran.

 

Hormonelle Einflüsse:

Während der Laichzeit verändern Sexualhormone das Verhalten der Rogner. Diese hormonellen Umstellungen sorgen dafür, dass Fortpflanzungsaktivitäten im Vordergrund stehen und das Fluchtverhalten gegenüber Gefahrenreizen abgeschwächt wird. Das bedeutet, dass laichreife Weibchen weniger scheu sind, sich länger an exponierten Laichplätzen aufhalten und weniger schnell auf Bedrohungen wie Kormorane reagieren.

Nase mit tödlicher Pilzinfektion

Jede der fünf Verpilzungsflächen markiert eine Bissverletzung.

Beweglichkeit:

Laichrogner tragen während der Laichzeit oft einen deutlich vergrößerten Laichansatz Bauch,
was ihre Beweglichkeit und Wendigkeit einschränkt. Dadurch sind sie weniger agil und können
Prädatoren wie dem Kormoran schlechter entkommen als außerhalb der Laichzeit oder als
weniger laichreife Fische.

Geöffneter Bauch voller Rogen einer an einer Verpilzung ihrer Verletzungen verendeten Nase.

Durch die Verpilzung konnte dieses Weibchen (Rogner) nicht an der Fortpflanzung teilnehmen, der Nasenbestand schwindet weiter.

Ein Nasenrogner kann zur Laichzeit zwischen 20.000 und 100.000 Eier im Bauch haben.

Fazit:

Hormonelle Veränderungen und die eingeschränkte Beweglichkeit während der Laichzeit führen
dazu, dass Laichrogner weniger effektiv vor Kormoranen flüchten können und somit ein erhöhtes Risiko haben, gefressen oder verletzt zu werden. Verletzte Tiere verpilzen, um dann elendiglich teilweise erst nach Wochen zu verenden.

 

Nase mit Bissverletzung durch einen Kormoran hinterm Kopf

Nase mit Bissverletzung durch einen Kormoran

Tiefe Bissverletzung mit Schnebelabdruck auf der Flanke einer Nase unterhalb der Rückenflosse.

Die hakenförmige Schnabelspitze des Kormorans verursacht tiefe, schwerwiegende Verletzungen.

Balkendiagramm zum Anteil von Nasen mit Bissverletzung durch Kormorane 2018: April gut 30 %, Juni gut 15 %, Septemper knapp 5 %.

Zur Laichzeit oder kurz darauf ist der Anteil der Nasen mit Bissverletzungen durch den Kormoran am höchsten.

Nase mit LAichausschlag auf der Stirn und deutlicher Kormoranverletzung vor der Rückenflosse.

Auch diese Nase im Laichkleid wurde durch einen Kormoran gepackt und tödlich verwundet.

Folgen:

Direkte Auswirkung auf die Altersstruktur bei den wichtigen Nasenbeständen. In der Folge ein allgemeiner Rückgang der Artenvielfalt und der Selbstreingungskraft der Nister (Ökosystemleistungen). Siehe hierzu auch die Ergebnisse der BLE geförderten Forschungsprojekte BIOEFFEKT und BIOEFFEKT II.

Trotz hoher Investitionen für Renaturierungen sind in den letzten Jahren von ehemals 14 Laichplätzen an der Nister, nur noch 2 vorhanden. Dies liegt daran, dass nicht mehr genügend Nasen übrig sind, um diese Laichplätze zu bevölkern.

Hier ein Link zur Nase vom WWF :

https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2017-07/2007-04-factsheet-riverwatch-nase_tdi.pdf