Autor: Manfred Fetthauer

Arge Nister und Muscheln

Arge Muschelprojekt

Die ARGE Nister/Obere Wied e.V. freut sich das kürzlich genehmigte Projekt „Bachmuschelschutz und Zucht Rheinland-Pfalz 2025 – 2026“ der Universitäten Koblenz und Kassel tatkräftig unterstützen zu können.
Weltweit zählen Süßwassermuscheln zu den am stärksten gefährdeten Arten. Aufgrund ihrer Fähigkeit, große Mengen partikulären Materials aus dem Wasser zu filtern und die Gewässersedimente aufzulockern, sind gesunde Muschelbestände in Flüssen jedoch von großer Bedeutung für den Schutz aquatischer Biodiversität. Daher ist die Bachmuschel (Unio crassus) genauso wie einige andere Süßwassermuscheln der Unio-Gattung streng geschützt (BNatschG, FFH-Richtlinie, Rote Liste). In Rheinland-Pfalz wird die Bachmuschel als vom Aussterben bedroht eingestuft.
Für eine nachhaltige Förderung bestehender Restpopulationen der Nister-Bachmuscheln ist nach derzeitigem Kenntnisstand eine längerfristige ergänzender Nachzucht erforderlich. Daher etablieren die Wissenschaftler der Universitäten im Rahmen des Projektes mit unserer Hilfe eine wissenschaftlich basierte Erhaltungszucht an unserer Muschelzuchtstation in Stein-Wingert. Durch vergleichende Untersuchungen verschiedener Aufzuchtmethoden sowie unterschiedlicher Futtermittel wird diese im Verlauf des Projektes weiter optimiert.

Basierend auf Untersuchungen des Potentials verschiedener Gewässerabschnitte für die Wiederansiedlung von Bachmuscheln durch die Wissenschaftler werden Besatzstellen für die nachgezüchteten Jungmuscheln ausgewählt. Nach ca. 1,5 Jahren Aufzucht in unserer Station bringen wir die Jungmuscheln gemeinsam an den ausgewählten Besatzstellen aus.

Außerdem führen die Wissenschaftler eine Bestandserfassung der aktuell in der Nister bekannten Bachmuschelpopulationen durch. Um Prognosen für den Erfolg von Naturvermehrung dieser Populationen ableiten zu können werden die Projektpartner von uns tatkräftig bei der Erfassung der Wirtsfischbestände im Umkreis der Muschelbestände unterstützt.

Nase mit tödlicher Pilzinfektion

Weshalb finden wir im Frühjahr vor dem Laichen überwiegend verletzte und tote Rogner

Zwei Kormorane beobachten einen Laichplatz der Nase

Zwei Kormorane beobachten das Laichgeschehen und planen den nächsten Beutezug.

Weibliche Nasen mit dem Bauch voll Eier (sogenannte Laichrogner) sind beliebte Leckerbissen des Kormorans.

Welche Ursachen spielen bei der Flucht von Laichrognern vor dem Kormoran eine Rolle?

Sowohl Hormone als auch die Beweglichkeit spielen eine wichtige Rolle beim Fluchtverhalten
von Laichrognern gegenüber Prädatoren wie dem Kormoran.

 

Hormonelle Einflüsse:

Während der Laichzeit verändern Sexualhormone das Verhalten der Rogner. Diese hormonellen Umstellungen sorgen dafür, dass Fortpflanzungsaktivitäten im Vordergrund stehen und das Fluchtverhalten gegenüber Gefahrenreizen abgeschwächt wird. Das bedeutet, dass laichreife Weibchen weniger scheu sind, sich länger an exponierten Laichplätzen aufhalten und weniger schnell auf Bedrohungen wie Kormorane reagieren.

Nase mit tödlicher Pilzinfektion

Jede der fünf Verpilzungsflächen markiert eine Bissverletzung.

Beweglichkeit:

Laichrogner tragen während der Laichzeit oft einen deutlich vergrößerten Laichansatz Bauch,
was ihre Beweglichkeit und Wendigkeit einschränkt. Dadurch sind sie weniger agil und können
Prädatoren wie dem Kormoran schlechter entkommen als außerhalb der Laichzeit oder als
weniger laichreife Fische.

Geöffneter Bauch voller Rogen einer an einer Verpilzung ihrer Verletzungen verendeten Nase.

Durch die Verpilzung konnte dieses Weibchen (Rogner) nicht an der Fortpflanzung teilnehmen, der Nasenbestand schwindet weiter.

Ein Nasenrogner kann zur Laichzeit zwischen 20.000 und 100.000 Eier im Bauch haben.

Fazit:

Hormonelle Veränderungen und die eingeschränkte Beweglichkeit während der Laichzeit führen
dazu, dass Laichrogner weniger effektiv vor Kormoranen flüchten können und somit ein erhöhtes Risiko haben, gefressen oder verletzt zu werden. Verletzte Tiere verpilzen, um dann elendiglich teilweise erst nach Wochen zu verenden.

 

Nase mit Bissverletzung durch einen Kormoran hinterm Kopf

Nase mit Bissverletzung durch einen Kormoran

Tiefe Bissverletzung mit Schnebelabdruck auf der Flanke einer Nase unterhalb der Rückenflosse.

Die hakenförmige Schnabelspitze des Kormorans verursacht tiefe, schwerwiegende Verletzungen.

Balkendiagramm zum Anteil von Nasen mit Bissverletzung durch Kormorane 2018: April gut 30 %, Juni gut 15 %, Septemper knapp 5 %.

Zur Laichzeit oder kurz darauf ist der Anteil der Nasen mit Bissverletzungen durch den Kormoran am höchsten.

Nase mit LAichausschlag auf der Stirn und deutlicher Kormoranverletzung vor der Rückenflosse.

Auch diese Nase im Laichkleid wurde durch einen Kormoran gepackt und tödlich verwundet.

Folgen:

Direkte Auswirkung auf die Altersstruktur bei den wichtigen Nasenbeständen. In der Folge ein allgemeiner Rückgang der Artenvielfalt und der Selbstreingungskraft der Nister (Ökosystemleistungen). Siehe hierzu auch die Ergebnisse der BLE geförderten Forschungsprojekte BIOEFFEKT und BIOEFFEKT II.

Trotz hoher Investitionen für Renaturierungen sind in den letzten Jahren von ehemals 14 Laichplätzen an der Nister, nur noch 2 vorhanden. Dies liegt daran, dass nicht mehr genügend Nasen übrig sind, um diese Laichplätze zu bevölkern.

Hier ein Link zur Nase vom WWF :

https://www.wwf.ch/sites/default/files/doc-2017-07/2007-04-factsheet-riverwatch-nase_tdi.pdf

 

 

 

Foto : Stefan Tannenberg

Überspannungsprojekt zum Fischschutz

Beitragsbild : Stefan Tannenberg

 

20241107_Infoschild Nister

 

 

30000 Nasen verbesserten die Gewässerqualität der Nister bis vor gut 25 Jahren nachhaltig, was mittlerweile durch Forschungsarbeiten der Universität Koblenz belegt ist. Durch die Unterschutzstellung des Kormorans durch den Naturschutzes 1920 und der Vogelschutzrichtlinie der EU 1979 haben sich die Kormoranbestände in Europa um das 2200 fache erhöht (Quelle NABU ) was da zugeführt hat das die Süßwasser Fischbestände in Europa um ca . 90 % eingebrochen sind, mit der Folge einer teils verminderten Selbstreinigungskraft der Gewässer. Schwarmfische wie die Nase, die sich im Herbst in den tiefen Kolken sammelten, um dort zu überwintern, und anschließend von dort an ihre Laichplätze im Frühjahr zu ziehen, sind extrem bedroht. Durch dieses angeborene Verhalten sind eine leichte Beute für den Kormoran der am Tag ungefähr 500 gr. Fisch frisst.

Um den letzten noch verbliebenen Nasenbestand ca 500 Tiere über den Winter vor dem Kormoran zu schützen, plant die Arge Nister, ein Winterquartier in Zusammenarbeit mit der Uni Koblenz und einem europäischen Forschungsprojekt bei Stein-Wingert 600 m der Nister als Pilotprojekt mit Leinen zu überspannen, in der Hoffnung das es zielführend ist.

   Kormorane an der Brücke

    2000-3000 Kormorantage im Jahr an der Nister

Siehe Infoschild oben ,dann links unten https :  Infos zum Projekt

und Youtube : https://youtu.be/jdkd9gsV05s

Erfreuliches zum Edelkrebs

 

Erfassung und Meldung von aktuellen und erloschenen Krebsvorkommen von Steinkrebs und Edelkrebs in RLP

Die Große Nister im Abschnitt von Heuzert bis Ehrlich hatte vor 2011 kein gesichertes Vorkommen von Edelkrebs oder Steinkrebs.

Vor mehr als 15 Jahren wird von einer Einschleppung von Signalkrebsen ( Abb. 1 ) über eine Teichanlage entlang eines Quellbaches in die Große Nister ausgegangen, wo er sich dann massiv im Mittellauf der großen Nister ausbreiten konnte .  Von Albert Lerner angeregte Untersuchungen hinsichtlich der Krebspest waren negativ.  Nach einem sehr starken Anstieg der Population in einem Bereich von ca .10 km scheint seit einigen Jahren der Höhepunkt der Besiedlung überschritten zu sein. Meldungen über Sichtungen sind zurück gegangen, und auch bei Elektrobefischungen im Zuge von Lachs 2020 ist kein Anstieg mehr zu beobachten .

Und hier scheinen sich die Bemühungen von Albert Lerner hinsichtlich der Wiederbesiedlung mit Edelkrebsen gelohnt zu haben, wie er aktuell bei den Reusenfängen zu dem in RLP stattfindendem Monitoring „ Krebse „  feststellen konnte.

Die Populationsdichte der Signalkrebse hat zwar in den letzten Jahren abgenommen, aber wir werden es wird nicht schaffen, sie wieder ganz aus der Nister zu entfernen .

Die jetzt gefangenen Edelkrebse hingegen (Abb. .2 )  sind nachweisbar auf die Wiederansiedlungen 2016 bis 2019 zurückzuführen.

Abb . 1  Amerikanischer Signalkrebs

Abb.2 Deutscher Edelkrebs

Fotos Albert Lerner

Dafür sei Albert und Titus Lerner im Namen der Arge Nister / Obere Wied e.V. gedankt.

Bau Muschelzucht Teil 3

Gesetztes Ziel war  es  nach 6 monatiger Bauzeit  im Mai 2020  das Gebäude und die Fliessrinnen soweit aufgebaut zu haben , das man im Juni 2021 mit der Muschelzucht beginnen konnte .  Diese Fliessrinnen werden mit feinem Kies und Wasser aufgefüllt , ein sich aufgebauter Biofilm als Nahrung  , ist dann die Grundlage für den Besatz mit Jungen Bachmuscheln

Bau Muschelzucht Teil 2

Wenn auch die Materialkosten für den Umbau vom Land Rheinland Pfalz übernommen wurden, bleibt die Frage der Umsetzung ,und wer A sagt der muss B auch sagen .  Die Arge Nister hat   B gesagt .

Abbruchphase und Wiederaufbau bei wahrlich keinen guten Wetterbedingungen

Aussenansicht nach Umbau

Wieviel ehrenamtliche Arbeit in einem solchen Projekt steckt , wissen wahrscheinlich nur die,  die tatkräftig mitgeholfen haben . Hier gilt der Dank  allen ortsansässigen Helfern die unermütlich vor Ort waren ,  den Mitarbeitern/innen der Arbeitsgruppe Fliessgewässerökologie der Universität Koblenz / Landau  sowie der Jägerschaft des Jagdreviers Stein-Wingert.

Die Eigenleistung von allen kann man bis zu diesem Zeitpunkt  mit rund  40 000 € beziffern.

 

Seit 89 Jahren der Nister treu geblieben / Albert Lerner

Nister verbindet Generationen

Als Kinder gingen wir gerne mit unserem Opa nach Heuzert, Heimborn und Ehrlich zum Fischen. Selbstgebaute Fliegen und eine Bambusrute waren die damalige Ausrüstung. Seit 2011 konnte ich diesen Abschnitt pachten. Mein Sohn kommt zum Fliegenfischen und unser Enkel ist auch dabei. Kindheitserlebnisse prägen Natur und Heimatverständnis. Albert Lerner

Unsere Nasen in Berlin

Aussteller auf der Woche der Umwelt 2021

Leider hat Corona die Woche der Umwelt 2020 verhindert, aber 2021 findet sie im Hybrid-Format statt. In Berlin am 10. und 11. Juni 2021 und bereits jetzt online. Unser Beitrag ist hier zu finden.

sauberes Interstial in den Bereichen mit Nasen

Gewässergrund im Frühjahr 2019 in den Strecken mit Fischen

Hier ein kleiner Clip mit weidenden Nasen an der Nister bei Stein-Wingert.

Was Fische wie die Nase für das Ökosystem Fliessgewässer bedeuten, daran haben wir jetzt einige Jahre zusammen mit der Universtät Koblenz-Landau und den Bürogemeinschaften für fisch- und gewässerökologische Studien, Marburg und Frankfurt geforscht. Umso erfreulicher ist es, dass wir unsere Arbeit auf der Woche der Umwelt in Berlin präsentieren dürfen.

Weihnachtsgrüße 2020

Wenn wir schon kein Eis auf der Nister haben , dann sollten wir uns trotzdem an diesem Bild von unserem Freund und Naturfilmer Stefan Tannenberg erfreuen, denn nach wie vor sind Eisvögel ein Garant für natürliche und intakte  Gewässer

In diesem Sinne wünscht die Arge Nister allen Homepage Besuchern ein friedvolles Weihnachtsfest und einen guten Start in ein hoffentlich Positives 2021