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Nasen und Nachwuchs

Nasen sind für die Reinhaltung der Nister sehr wichtig. Mit ihrem unterständigen, verhornten Maul schaben die Großfische Algen vom Untergrund des Fließgewässers ab. Gut zu sehen sind die Fraßspuren auf einem Laptop, das ARGE-Nister-Mitglied Kim Wortelkamp auf dem Flussgrund fand und fotografierte.

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Foto: Kim Wortelkamp

Für den Kormoran sind die Wasserbewohner ein wichtiges Nahrungsmittel. Das führte in den vergangenen 18 Jahren dazu, dass es immer weniger Nasen in der Nister gab. Deshalb stehen die trächtigen Nasenweibchen in der Laichzeit unter besonderer Beobachtung der ARGE Nister und ihrer Mitglieder. Frank Steinmann sind wunderschöne Unterwasseraufnahmen gelungen. Sie zeigen laichbereite Nasen und deren Eier.

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Laichbereite Nasen (Fotos: Frank Steinmann)

_J1A2657 _J1A2686 _J1A2865 _J1A26892Fotos: Frank Steinmann

Daneben arbeiten die Naturschützer seit einigen Jahren daran, in der Anlage in Stein-Wingert eigenen Nachwuchs zu züchten. Da Nasen in Rauschen, stark bewegtem Wasser, ablaichen, verkleben die Eier stark. So haften sie sicher an Steinen, während sie vom sauerstoffreichen Wasser umspült werden. Zum ersten Mal gelang es in der Zucht, diese starken Verklebungen zu lösen, sodass nun Jungnasen in die Nister ausgesetzt werden konnten. Manfred Fetthauer, unter dessen Fittichen die kleinen Fische stehen, veröffentlicht erstmals Aufnahmen der gelungenen Nachzucht.

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Larven im Glas (F
oto: Manfred Fetthauer)

Nistervertrag in Feierstunde unterzeichnet

Viel wurde über die feierliche Unterzeichnung des Nisterprogramms berichtet. Die ARGE Nister freut sich sehr über die Unterstützung bei der Arbeit für den Erhalt der Flussperlmuschel. Eine mutmachende Neuigkeit gibt es in dem Zusammenhang bereits zu berichten: Unser Fachmann für Muscheln, Biologe Roman Hugo, fand Ende März 2017 an einer neuen Stelle eine lebende Flussperlmuschel. Dafür arbeiten wir.

https://sgdnord.rlp.de/de/service/pressemitteilungen/detail/news/detail/News/sgd-nord-vereinbarung-zum-nisterprogramm-unterzeichnet/

http://www.ak-kurier.de/akkurier/www/artikel/56194-nisterprogramm-wurde-in-einer-feierstunde-unterzeichnet

http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales/westerwald_artikel,-ministerin-unterzeichnet-vertrag-nisterprogramm-soll-flussperlmuschel-retten-_arid,1626049.html

http://www.spd-mörlen.de/meldungen/aus-der-internetzeitung-ww-kurier-de-nisterprogramm-wurde-in-einer-feierstunde-unterzeichnet/

Nister zwischenzeitlich zugefroren

In den vergangenen eiskalten Tagen fror die Nister an manchen Stellen zu. Andernorts bildeten sich zauberhafte Eisskulpturen.

Die Bewohner des Fließgewässers stört die Kälte jedoch kaum, solange der Fluss nicht überall und nicht bis zum Grund zufriert. Fische suchen tiefere, ruhige Stellen auf, wo die Wassertemperatur konstant 4 Grad Celsius beträgt. Das liegt daran, dass Wasser bei dieser Temperatur die größte Dichte hat und auf den Flussgrund sinkt. Dazu reduzieren viele Fische ihre Aktivität und damit ihren Energieverbrauch im Winter.

Trauer um Lothar Jörgensen

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Liebe Mitglieder und Freunde der ARGE Nister,

wir trauern um

Lothar Jörgensen,
Fischereibiologe und Fischerei-Referent bei der SGD Nord in Koblenz,

der am am Freitag, 22. Juli, 15 Uhr, nach sehr kurzer, schwerer Krankheit verstorben ist.

Lothar Jörgensen war uns lange Jahre ein kompetenter, wichtiger Ansprechpartner und wurde in der Zeit der gemeinsamen Zusammenarbeit zu einem guten Freund. Unermüdlich setzte er sich für den Gewässerschutz an der Nister ein, war jederzeit für uns da und brachte viele wichtige Projekte auf den Weg.

Mit ihm verlieren wir einen wichtigen Berater, Unterstützer und sehr angenehmen Menschen.

Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.

In tiefer Trauer

Manfred Fetthauer
Erster Vorsitzender der ARGE Nister e.V.

Stein-Wingert im Juli 2016

Warum Phosphat unsere Bäche bedroht

Phosphat ist ein Pflanzennährstoff, der als Dünger in der Landwirtschaft verwendet wird. Er ist nicht giftig aber dennoch gefährlich für unsere Gewässer. Letztendlich bedroht Phosphat zusammen mit anderen Faktoren das Überleben vieler Tierarten, darunter die bedrohten Arten Lachs, Flussperlmuschel und Barbe.
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Algen können Phosphat sehr viel besser aufnehmen als Landpflanzen. So führt schon der Regenabfluss von den Feldern oder der Eintrag von geringen Phosphatmengen aus unseren Kläranlagen zu einer massiven Überdüngung der Flüsse. Algen wachsen dann massenhaft im Wasser und auf den Steinen am Grunde. Obwohl auch die Algen an sich nicht schädlich für Tiere sind sondern im Gegenteil die Nahrungsgrundlage einiger Arten darstellen, haben Massenentwicklungen teilweise katastrophale Folgen, die das Überleben vieler Tierarten bedrohen.
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Durch die Photosyntheseaktivität der Algen steigt der pH-Wert.
Durch den Abbau der abgestorbenen Algen sinkt der Sauerstoffgehalt.
Die Algen verstopfen das Kiesbett des Flusses.

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Bild 1: Ökologische Zusammenhänge in unterschiedlich stark belasteten Flüssen.

Ein hoher pH-Wert allein ist nicht schädlich, macht aber aus ungefährlichem Ammonium den für Fische giftigen Ammoniak. Schon geringe Ammoniakgehalte können die meisten Fischarten ernsthaft schädigen oder töten. Obwohl lebendige Algen, genau wie alle grünen Pflanzen, lebenswichtigen Sauerstoff produzieren, kommt es durch Algenmassenentwicklungen zu Sauerstoffschwund im Gewässer. Erstens verbrauchen die Algen nachts selbst Sauerstoff und zweitens verbrauchen die Bakterien, die abgestorbene Algen abbauen, ständig große Mengen an Sauerstoff. Niedrige Sauerstoffkonzentrationen im Gewässer fördern die Bildung von Ammonium (das dann zu fischgiftigen Ammoniak umgesetzt wird) und lassen die bodenlebenden Tierarten „ersticken“. Das größte Problem der Algenmassenentwicklungen ist aber die Trennung des eigentlichen Fließgewässers von dessen Reinigungsorgan, dem Kiesbett (oder hyporheischem Interstitial). Ähnlich wie die Niere des Menschen das Blut reinigt und Giftstoffe ausscheidet, ist das Kiesbett des Gewässers eine Reinigungsanlage für Flusswasser. Die Kieselsteine und Sandkörner sind mit einem Film aus Bakterien bewachsen der organische Verbindungen aus dem Wasser abbaut und so das Wasser reinigt. Jeder unserer Flüsse hat also sein eigenes, unterirdisches Klärwerk.

Wenn nun aber dicke Algenmatten das Kiesbett verstopfen, also die Eingänge des Klärwerks blockieren, kann das Wasser nicht mehr durch die Reinigungsanlage fließen. Es kommt zu einen „Nierenversagen“ des Flusses.
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Das Kiesbett ist aber nicht nur ein Reinigungsorgan sondern auch die Kinderstube für Tierarten wie Lachs, Barbe, Äsche, Forelle und Großmuscheln (Flussperlmuschel, Bachmuschel). Ein verstopftes Kiesbett mit niedrigen Sauerstoffkonzentrationen, giftigem Ammoniak und mit zu geringem Wassereintrag von der Oberfläche wird für die Larven und Jungtiere zur tödlichen Falle. Obwohl die Elterntiere Eier und Larven produzieren, sterben diese innerhalb weniger Tage oder Wochen im Kiesbett. Das gefährdet das Überleben dieser ohnehin schon bedrohten Arten. So haben in der Nister seit 20 bis 25 Jahren keine Jungtiere der Flussperlmuscheln mehr überlebt obwohl die Elterntiere jedes Jahr Tausende Larven produzieren. Dem wiedergekehrten Lachs gelingt es noch Nachkommen zu erzeugen, die in Richtung Meer wanderten. Aber es werden jedes Jahr weniger!

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Bild 2: Angenommene ökologische Zusammenhänge in der Nister. Algenfressende Fische können die Menge der Algen auf dem Kiesbett reduzieren und erhalten damit sowohl die Kinderstube als auch die Reinigungsfunktion trotz deutlicher Phosphatbelastung des Flusses.

Algenfressende Fische und Insektenlarven können und haben dazu beigetragen, die Menge der Algen zu reduzieren und damit die wichtigen Funktionen des Kiesbettes zu erhalten. Ein Fluss wird so deutlich unempfindlicher gegen die Phosphatbelastung. Leider war in den letzten Jahren ein deutlicher Rückgang algenfressender Fischarten wie z.B. der Nase (1997 ca. 30.000, 2011 ca. 300) zu beobachten. Dies führte zu dramatischen Veränderungen und einer massiven Zunahme der Gewässerbelastung.

Um ein Überleben der bedrohten Arten in der Nister zu sichern, ist sowohl ein schnelles Eingreifen als auch eine Nachhaltige Verbesserung der Gewässergüte notwendig. Es muss sehr schnell die Menge der Algen reduziert werden, um ein Verstopfen des Kiesbettes zu vermeiden. Dazu könnten beispielsweise die Bestände der Nasen (Algenfresser) gestützt werden. Langfristig sollte es das Ziel sein, die Einträge des Pflanzennährstoffs Phosphor entscheidend zu reduzieren um das Algenwachstum zu begrenzen.

Manfred Fetthauer

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Manfred Fetthauer im Gespräch mit SWR-Redakteurin Gudrun Fünter.

Manfred Fetthauer ist Initiator, Gründer der ARGE Nister und deren erster Vorsitzender. Der gebürtige Stein-Wingerter, geborene Diplomat und Erfindergeist hält die Fäden sämtlicher Projekte und Partnerschaften in der Hand.

Seiner freundlichen, geduldigen und weitsichtigen Art ist es zu verdanken, dass die ARGE innerhalb von 18 Jahren das wurde, was sie heute ist: ein Ausnahmeverein im Bereich Naturschutz, dessen Arbeit auf über Generationen gesammelte Erfahrungen und fundierte, wissenschaftliche Forschungsergebnisse direkt aus der Nister fußt.

Die Ziele der ARGE Nister / Obere Wied e.V.

Die Renaturierung der Großen Nister und der Aufbau einer ökologisch hochwertigen Artengemeinschaft sind das vorrangige Ziel der ARGE Nister. Die ehemals vorhandene Flora und Fauna soll insgesamt wieder hergestellt werden. Die formulierten Ziele werden in enger Abstimmung mit der Wasserwirtschaft (Staaliches Amt für Wasser- und Abfallwirtschaft; Montabaur), der Bezirksregierung Koblenz (Obere Fischereibehörde und obere Landespflegebehörde), der Verbandsgemeinde Hachenburg, den Kreisverwaltungen Westerwald und Altenkirchen sowie diversen Anliegergemeinden und Forstämtern verfolgt.

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Dem Gewässer soll mehr Raum gegeben werden, damit sich die Gewässerdynamik wieder entfalten kann. Unterschiedliche Habitate innerhalb der Aue müssen vernetzt werden. Weiterhin ist die hindernisfreie Durchwanderbarkeit für Fische und Kleinlebewesen innerhalb des Gewässersystems, also die lineare Durchgängigkeit, ein wichtiges Entwicklungsziel.

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Ein weiteres Ziel der ARGE Nister ist die Verbesserung der Gewässergüte.

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Selbstverständnis

Die Tätigkeit der ARGE Nister folgt dem Gedanken, dass nur eine ökologische Aufwertung des gesamten Ökosystems eine nachhaltige Verbesserung erbringt. Deshalb versteht sich der Verein als Naturschutzorganisation.

1997 als Arbeitsgemeinschaft (ARGE) Nister gegründet, ist die ARGE eine Organisation ehrenamtlich engagierter Pächter und anderer Privatpersonen. Sie haben es sich zum Ziel gesetzt, die Reinhaltung und naturnahe Entwicklung der Nister, einem malerischen und ökologisch hochwertigen Flüßchen im Westerwald, zu erhalten und zu fördern.

In den Wirkungsbereich integriert sind auch die Nebengewässer der Nister wie Kleine Nister, Schwarze Nister und Hornister. Die ARGE Nister hat hier für über 45 km Gewässerverlauf die Patenschaft übernommen, seit 2004 gehört auch der obere Teil der Wied dazu.

Damit sieht sich die Organisation in Einklang mit landespolitischen Aktivitäten wie der “Aktion Blau” des Umweltministeriums Rheinland-Pfalz, den Bemühungen der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheins (IKSR), den Atlantischen Lachs wieder im Rheinsystem einzubürgern, und den Forderungen der anerkannnten Naturschutzverbände, den Vernetzungsgedanken im Naturschutz zu berücksichtigen.

Dabei stehen nicht eigene Nutzungsinteressen im Vordergrund, sondern das Bewusstsein, für den Erhalt dieses einzigartigen Gewässersystems sowie für dessen ökologische Rehabilitierung Verantwortung übernehmen zu müssen. In Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten, den Kommunen, dem Land, dem Bund, Naturschutz- und Gewässerschutzverbänden sowie Fachleuten aus der ganzen Welt engagieren sich die Mitglieder aktiv für den Erhalt der Nister als Lebensraum für Tier, Mensch und Pflanzen.

Entsprechend weit gefächert sind die Tätigkeiten der Arge Nister / Obere Wied e.V.