Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Hachenburg Peter Klöckner begrüßte die Teilnehmer der ganztägigen Werkstatt am Samstagmorgen, 9. September, persönlich und dankte den Teilnehmern für ihr Engagement: „Die Nister verbindet Menschen und Dörfer.“ „Bachpaten sind Menschen mit Haltung.“ Angesichts abnehmenden Artenbestands an umliegenden Gewässern tragen sie „Sorge dafür, dass es anders bleibt und besser wird.“
Ortsbürgermeister Christian Funk sah in der Arbeit und den Projekten der Bachpaten „Engagement und Herzblut … Öffentlichkeit und Synergien“ für die dörflichen Gemeinschaften.
Nadine Becker, Referentin für Wasserwirtschaft im rheinland-pfälzischen Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten übermittelte die Grüße der Ministerin Ulrike Höfken und würdigte die umfassende ehrenamtliche Arbeit in der Pflege rheinland-pfälzischer Gewässer, ihre „große Verantwortung, ihr Kümmern und ihre Achtsamkeit.“
„Leben am Bach ist Leben im Bach.“ Das hatte Gastgeber Manfred Fetthauer als Motto der Veranstaltung ausgegeben. Moderierte Tischrunden gaben Einblick, Überblick und vernetzten. Die Pflege der Gewässer ist für viele Aktive Teil der persönlichen und gemeinschaftlichen Identität. Viele sind direkt am Bach aufgewachsen, sehen die Veränderungen und bemühen sich, den natürlichen Schatz der Artenvielfalt naturnaher Gewässer zu erhalten. Erfahrene Bachpaten aus verschiedenen Regionen blickten gemeinsam auf Erfolge und Herausforderungen vergangener Jahre. Als neue Partner fanden sich Vertreter der Fischereigenossenschaft Neustadt-Wied ein, um Informationen einzuholen und Kontakte zu knüpfen, um ähnliche Projekte an ihrem Teil der Wied zu prüfen und anzugehen.
Neben unterschiedlichen Interessen, Schwerpunkten und Herangehensweisen in Naturschutz und Artenpflege kamen die Anwesenden auf die Diskussionen und Austausch mit anderen Gewässer-Anliegern zu sprechen.
In der ausgeprägten Westerwälder Mühlenlandschaft macht der Schwallbetrieb der Kleinkraftwerke Sorge. Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft, Landwirtschaft, Jagd und Fischerei hat trotz guter Erfahrungen großes Potential. Bedarf besteht nach Abstimmung auf Augenhöhe im Einzelfall, nach guter Praxis in allen Bereichen und generellem Gewässer schonendem, überlegtem Handeln, zum Beispiel bei Feuerwehreinsätzen.
Natürlich kam das Management neuer Arten wie Kormoran und Signalkrebs zur Sprache. Möglichkeiten erweiterten Managements wie gezielte und geregelte Bejagung, Förderung von Fraßfeinden und schützender Strukturen, und differenzierterer Erhebung der Fischbestände wurde angesprochen. Walter Hammes zeigte, dass Fischbestände im besiedelten Bereich stabiler scheinen. Sie werden in den regelmäßigen Erhebungen jedoch bislang noch nicht erfasst.
Das große praktische Wissen der Aktiven an der Nister, gestützt durch fortlaufende Forschungen der Universitäten Koblenz-Landau, Marburg und der TU München, und regem bundesweiten und internationalen Austausch mit Forschungseinrichtungen, Gremien und Hochschulen, nützt auch anderen Gewässern, wie großes Interesse der Teilnehmer an der Nister und Nachfragen von Bachpaten aus dem Pfälzerwald zeigen.
Dass Bedarf besteht nach dem Expertentum und Erfahrungsschatz der Arge, nach der Anwendung und Übertragung der gesammelten Ergebnisse zeigte auch die von Bürgermeister Funk vorgetragene Idee der Ortsgemeinde, die Arbeit an der Nister durch Information der Gäste und Wanderer, ein schonendes Leitsystem im Gelände und Seminarbetrieb für überregional Interessierte und Experten, und so auch für die lokale Wirtschaft und Dorfgemeinschaften fruchtbar zu machen.
Nach gemeinsamem Mittagessen zeigten Manfred Fetthauer, Walter Hammes und die Mitglieder der Arge in Vortrag und Exkursion die Besonderheiten, den guten Zustand, die laufenden Forschungen und Projekte an der Nister, die Weidegründe von Fischbeständen unterschiedlicher Altersstufen, den erfreulichen Jungfischbestand im zu Beginn des Jahres angelegten Graben, und Zeichen des Kormoran-Fraßes im Bestand. Abschließend fand der fachliche Austausch bei Kaffee und Westerwälder Kuchen seinen Ausklang.
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Naturnahe Gewässer erfüllen als wesentliche Teile unserer Landschaft lebenswichtige Aufgaben in Selbstreinigungskraft, Arten- und Hochwasserschutz. Vielen Bächen mangelt es an wichtigen natürlichen Gewässerstrukturen. Bachpatenschaften achten darauf, dass intakte natürliche Gewässerstrukturen erhalten bleiben und leiten mit den Unterhaltungspflichtigen Maßnahmen ein, erneut naturnahe Strukturen zu entwickeln.
In Rheinland-Pfalz wirken derzeit etwa 720 Bachpatenschaften tatkräftig im Schutz und der ökologischen Verbesserung der Gewässer. Naturinteressiert und naturverbunden, betreuen sie derzeit rund 2.760 Kilometer Gewässer. Damit sind sie wichtige Partner der „AKTION BLAU PLUS“ und den Gewässerunterhaltungspflichtigen. Das Aktionsprogramm des Ministeriums für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten Rheinland-Pfalz fördert seit 1995 erfolgreich die Wiederherstellung naturnaher Gewässer.
Ministerium und Landesamt für Umwelt laden 2017 zur Veranstaltungsreihe „Bachpatentage“ an sechs verschiedene Gewässer in Rheinland-Pfalz. (Text: Landesamt für Umwelt, Mainz)