45 Studentinnen und Studenten der Universität Koblenz-Landau besuchten bei einer Exkursion Mitte Oktober die Nister und die Fischaufzuchtstation der ARGE. Sie konnten sich so einen ersten Eindruck der Artenvielfalt der wirbellosen Wassertiere verschaffen und erhielten außerdem eine Einführung in die Problemlage der Eutrophierung, ihre Folgen und der besonderen Bedeutung algenfressender Fische für ihrer Bekämpfung.
Dr. Carola Winkelmann und Manfred Fetthauer erklärten vor Ort einiges über die Zusammenhänge. Praktische Erfahrungen am Gewässer ergänzten die theoretischen Ausführungen. Mit dieser Exkursion wird die erfolgreiche Zusammenarbeit der ARGE Nister e.V. mit der AG Fließgewässerökologie der Universität Koblenz-Landau fortgesetzt.
Autor: Maja Wagener
Drei Lachsrückkehrer gesichtet
Insgesamt drei paarungswillige Lachse – zwei Männchen und Weibchen – gingen den Engagierten der Arge Nister bei zwei halbtägigen Kontrollbefischungen ins Netz. Sie hatten den Weg aus dem Meer durch die Fließgewässer in Deutschland unbeschadet und erfolgreich überstanden. Für die Naturschützer waren die Fänge erfreuliche Momente einer ansonsten eher erschreckenden Fahrt.
Denn auf weiten Strecken war die Nister nahezu leer. Kilometerweit höchstens mal ein oder zwei Fische, oft kein einziger: Mehr reagierten nicht auf den leichten Strom, mit dem Wasserbewohner wie Nasen, Döbel, Forellen und Lachse bei den Kontrollbefischungen kurzzeitig betäubt werden. Selbst ein Laie bemerkte schnell, dass es die unbewohnten Streckenabschnitte waren, an denen kein Fisch auftauchte. Der Unterschied zu den Abschnitten durch Dörfer oder an Häusern vorbei war zu deutlich. Dort reagierten häufig fast schon Schwärme von Fischen. Zudem waren viele Gruppen dort an etwas entfernten Stellen gut im Wasser zu sehen.
Unter den kontrollierten Fischen waren entweder größere (über 45 Zentimeter) oder kleine (bis 20 Zentimeter). Der “Mittelstand fehlte” – auch das ein Hinweis auf den Kormoran, der ganz offensichtlich Fische einer gewissen Größe bevorzugt.
Die Lachse mit ihren nahezu 70 Zentimetern Körperlänge fielen aus diesem Raster heraus. Sie laichen hoffentlich in den kommenden Tagen in der Nister ab, sodass es – wenn alles gut geht – bald wilden Nachwuchs im Westerwald gibt.
Westerwälder Zeitung zieht zum Tag des Fisches Resümee
Zum Tag des Fisches brachte die Westerwälder Zeitung einen sehr guten Artikel unter dem Titel “Längst nicht alle Fische können aufamten” zum Zustand der Gewässer im Westerwaldkreis. Dafür interviewte Redakteur Markus Kratzer den Arge-Nister-Vorsitzenden Manfred Fetthauer. Herausgekommen ist ein unserer Ansicht nach sehr interessanter und gut verständlicher Text, der die wichtigsten Dinge auf den Punkt bringt. Ein kleiner Fehler hat sich eingeschlichen: Der Kilometer Renaturierung Fließgewässer in Bayern kostete 180.000 Euro (nicht, wie fälschlich angegeben, 580.000 Euro).
Nasen – Weidetiere des Fließgewässers
Wo Nasen sind, ist das Gewässer sauber, titelte die Westerwälder Zeitung im Juni 2012. Diese Beobachtung von Manfred Fetthauer wird derzeit wissenschaftlich belegt.
Dort, wo Nasen in der Nister stehen, sind die Kiesbänke sauber abgefressen. Kein Algenbewuchs ist auf den Steinen zu sehen. Das bedeutet, dass die Algen hier nicht blühen können und der Sauerstoffgehalt in für die Lebewesen im Fluss optimalen Bereichen bleibt, ebenso wie der pH-Wert.
Nicht zuletzt deshalb wird der Nasenbestand gerade im Rahmen des BLE-Projekts wissenschaftlich untersucht. Durch Biomanipulation – in diesem Fall von Menschen gesteuerten Fischbesatz – soll der Nasenbestand aufgestockt werden. Denn bisher geht der Nasenbestand besonders in den ungestörten, von Menschen unbewohnten Abschnitten der Nister gegen Null.
Die ARGE macht dafür die Rückkehr des Kormorans hauptverantwortlich, stößt mit dieser These aber nach wie vor bei den großen Naturschutzverbänden BUND und Nabu auf Widerstand. Dort kürten Vogelschützer und -liebhaber den Kormoran 2010 zum Vogel des Jahres.
Forellen 2014 wachsen und gedeihen
Täglich ein bisschen größer werden die kleinen Forellen in der Anlage in Burbach. Vor wenigen Monaten aus rosa Eiern geschlüpft, bekommen die Jungfische inzwischen bereits „Babynahrung 2“, etwas grobkörnigeres Pulver zur Fischernährung. Wie die Großen stellen sie sich in die stetige Strömung, die die Becken durchfließt. Nur wenige der kleinen Fische sind bisher gestorben, was ein gutes Zeichen ist.
Manfred Fetthauer füttert die Tiere täglich und sieht nach dem Rechten. Zusammen mit Maja Wagener säubert er am Wochenende die Abflüsse und Becken, salzt nach Bedarf und sorgt so dafür, dass die Fische die besten Voraussetzungen für ein langes und gesundes Leben haben.
Auf viele Kleinigkeiten müssen die Fischzüchter achten: dass die Strömung rechts herum fließt und nicht zu stark und nicht zu schwach ist. Dass der Sauerstoffgehalt im Wasser immer ausreichend hoch ist. Dass genügend, aber auch nicht zu viel Wasser im Becken ist. Dass die Temperatur stimmt. Dass die Fische das richtige Futter in genau der richtigen Menge bekommen. All diese Faktoren werden immer wieder an die Forellen angepasst. Denn mit jeder Woche, in der die Fische größer werden, verändern sich die Bedürfnisse. Keine ganz leichte Aufgabe, aber eine, die großen Spaß macht!
Forellen 2014 bevölkern Nister
Zufrieden beobachteten Manfred Fetthauer und Maja Wagener, wie sich die kleinen Bachforellen in die Strömung der Nister stellten.
Eimerweise hatten sie die Jungfische an dem sonnigen Apriltag an verschiedenen Stellen und Rauschen in den kleinen Westerwälder Fluss eingesetzt. Nach all den Monaten der Hege und Pflege war das ein besonderer Moment. Denn nur, wenn sich die Bachforellen sofort im Bachbett verteilen, sich hinter Steinen verbergen und in die Strömung stellen, haben sie gute Voraussetzungen für das Leben in Freiheit. Die etwa drei Zentimeter großen Jungfische passten sich sofort an.
Etwa 2000 Fische verteilten die beiden an diesem Tag. Weitere Bachforellen wurden von den Pächtern weiterer Nisterabschnitte abgeholt und ausgesetzt. Auch in Fließgewässern in Westerburg und Weyerbusch leben nun Burbacher Forellen. In den kommenden Wochen werden bis auf etwa 1000 Forellen alle in die Nister und ihre Nebengewässer eingesetzt. Die restlichen Bachforellen dienen als Wirte für die Glochidien der Flusspermuscheln, die auch in diesem Jahr wieder gewonnen werden.
Zauberhafte Bilderbücher
Zwei zauberhaft bebilderte Bücher mit Bezug zur Nister schrieb Uta Ecker aus Leichlingen. Die Autorin wurde 1952 in Teltow/Berlin geboren, studierte Biologie in Bonn und Heidelberg. Uta Ecker hat lange Zeit als Ökobiologin gearbeitet. Mit der ARGE Nister verbindet sie eine gute Freundschaft.
Fridolin der Wanderfisch schildert den Lebenslauf einer Meerforelle, die als Wanderfisch große Strecken zurücklegt. Beginnend als Jungfisch im Süßwasser folgt sie den Flußläufen – wie zum Beispiel der Nister – ins Meer, um nach mehreren Jahren als ausgereifter Fisch zum Ablaichen in diejenigen Flüsse zurück zu finden, aus denen sie stammt.
Die Ereignisse im Lebenslauf sind biologisch korrekt wiedergegeben, jedoch kindgerecht dargestellt. Die Illustrationen sind Aquarelle, die von der Autorin angefertigt wurden.
Dieses Buchwird vom Rheinischen Fischereiverband 1880 e.V. empfohlen. Es richtet sich vor allem an die Verbandsjugend, aber auch an alle naturkundlich interessierten Kinder, und natürlich an all jene, die Tiergeschichten lieben.
Kinder im Alter von 6 bis 8 Jahren können das Buch schon selbst lesen. Es kann für 11,80 Euro im Buchhandel bestellt werden (ISBN-10: 3-8334-9518-9)
Der Brave Wilderich erzählt aus dem Leben einer Groppe. Dieser kleine Fisch lebt normalerweise räuberisch am Grund von Bächen und Flüssen.
Wilderich ist ein sehr abenteuerlustiger Groppen-Mann, der so tut, als wäre er ganz brav, was aber natürlich nicht stimmt. So erlebt er einige Überraschungen und muss viele gefährliche Situationen meistern. Er trifft andere Tiere, beobachtet, wie die Menschen seinen Fluss verändern und übersteht heftige Unwetter. Wilderich treibt aber auch selber Unfug, ist tollkühn und ärgert seine Umgebung, die sich das nicht gefallen lässt.
Dieses Buch richtet sich an alle naturkundlich interessierten Kinder im Grundschulalter, und natürlich an all jene, die Tiergeschichten lieben. Auch hier sind die Illustrationen Aquarell-Bilder, die von der Autorin angefertigt wurden. Das Buch ist für 7,90 Euro im Buchhandel erhältlich (ISBN-10: 3-7322-0793-5).
Schon die Kleinsten an das Thema Nister heranzuführen …
… hat der Autor dieses wunderbaren Bilderbuchs im Sinn.
Dr. Albert-Ulrich Lerner, langjähriges ARGE-Nister-Mitglied und Edelkrebsexperte, schrieb das wunderschöne Bilderbuch „Pini und Kunibert – Kinder vom kleinen Bach“ für seinen Enkel Tristan. Bei der Taufe des kleinen Jungen überreichte er das fertige Exemplar. Die Illustrationen wurden von Lerners Bruder Titus gestaltet, einem bekannten Westerwälder Künstler. Engagiert im Artenschutz – zum Beispiel bei Initiierung und Pflege des Edelkrebswiederansiedlungsprojekts – und Naturschutz im Westerwald, möchte der Dr. Lerner mit seinem Buch schon die Kleinsten für die Natur begeistern.
Er selbst sagt dazu: „Den Kindern den Weg zur Natur zeigen ist ein Anliegen meines Kinderbuches. Mein Bruder Titus konnte den Text mit natürlichen Bildern einrahmen. Erstmalig habe ich es gewagt mit einem Edelkrebs einen neuen Hauptdarsteller in der Kinderbuchwelt zu präsentieren. Es gilt durch spannende Erlebnisse der kleinen Bachbewohner direkt vor unserer Haustür das Interesse der Kinder an der Natur zu wecken. Der kleine Bach ist überall in unserem Land direkt vor unserer Haustür. Vielleicht auch für Kindergarten und Schule ein Beitrag zur Umweltpädagogik. Wenn Kinder den Weg zur Natur finden müssen wir um die Erde keine Sorge haben.“ Das Buch kann für 12 Euro direkt beim CMZ Verlag bestellt werden.
Bericht der Westerwälder Zeitung vom 13.12.2013
Besuch von Gabi Weber
Als Gabi Weber, Mitglied des Bundestags, auf ihrer Wahlkampftour die Anlage der ARGE Nister in Stein-Wingert besuchte, zeigte sie sich interessiert an den Einzelheiten der Glochidiengewinnung. Sie stellte einige Fragen und sah selbst durchs Binokular.
Manfred Fetthauer unterfütterte bei seinem Vortrag die Muschelaktion mit Informationen rund um das Ökosystem der Nister. Von den Auswirkungen, die der Kormoran offensichtlich auf dessen Gleichgewicht hat, war die engagierte Westerwälder Politikerin erstaunt und erschreckt: „Für mich war der Kormoran bisher einfach ein Vogel. Dass er so große Wirkung hat, war mir nicht klar.“, so Weber.
Kalmuspflanzung in Versuchsphase
Ständig auf der Suche nach Maßnahmen, um die Wasserqualität der Nister zu verbessern, pflanzt Manfred Fetthauer, erster Vorsitzender der ARGE, seit ein, zwei Jahren regelmäßig Kalmus in den Uferbereich der Nister. Damit hofft er, die schilfartige Pflanze in die fließende Nister zurückzuholen, die seiner Ansicht nach neben anderem einen natürlichen Kläreffekt hat.
Um erfolgreich zu pflanzen, wird der Kiesuntergrund im sonnigen Uferbereich bis in etwa 15 Zentimeter Tiefe an einer Stelle angehäuft. Die Wurzel wird in die Vertiefung gesetzt und sorgfältig mit Kies bedeckt, sodass die Pflanze Halt hat. Schließlich werden die Blätter in etwa 25 Zentimeter Höhe abgeknipst, um den Wasserwiderstand gering zu halten und der Pflanze Zeit zu geben, sich mit ihren Wurzeln anzusiedeln.
Die verwendeten Pflanzen stammen aus einem Altarm der Nister. Denn Kalmus ist kein Neubesiedler: Noch vor wenigen Jahrzehnten säumten große Kalmusflächen die Ränder der großen und kleinen Nister. Vermutlich hauptsächlich durch Umwelteinflüsse und den Bisam, dem die Schilfart besonders gut schmeckt, finden sich heute nur noch einzelne Pflanzen direkt am Fließgewässer.
In den freigelegten Altarmen und sonnigen langsam fließenden Gewässerabschnitte dagegen bieten Kalmusflächen kleinen Fischen und vielen anderen Wasserlebewesen sichere Rückzugsorte. Zudem lockert das Rhizom (Wurzelstock) der Pflanze den Kiesuntergrund bis in 15 Zentimeter Tiefe und hat vermutlich einen starken Filtereffekt. Das alles spricht nach Fetthauers Ansicht dafür, dass eine Neupflanzung des Kalmus wichtig und sinnvoll ist. Deshalb würde der engagierte Gewässerschützer gerne ein Projekt ins Leben rufen, bei dem Kalmus in großer Zahl entlang der Nister gepflanzt wird. Damit lassen sich seiner Ansicht nach recht schnell messbare Verbesserungen für die Nister erzielen. Und die sind notwendig, denn der kleine Fluss im Westerwald steht kurz vor dem Kollaps.
Natürlich kennt Manfred Fetthauer auch die Stimmen, die gegen das Projekt sprechen. So stammt Kalmus aus Asien und wurde im 16. Jahrhundert nach Mitteleuropa gebracht. Da alle Pflanzen, die nach 1492 in Europa eingeführt wurden, als Neophyten gelten, ist auch der Kalmus ein pflanzlicher Neubürger. Zudem vermehrt er sich über kleinste Rhizomschnipsel, was die Grundlage für eine Plage wie die von Drüsigem Springkraut und Herkulesstaude sein könnte – wenn Kalmus hier keine Fressfeinde wie den Bisam hätte, nicht so empfindlich auf Umwelteinflüsse reagieren würde und nicht für den Menschen von so großem Nutzen wäre.
Öl aus Kalmuswurzel wird unter anderem in der Herstellung von Magenbitter und Cola verwendet. Kandiert kann Kalmuswurzel, im September und Oktober geerntet, als “Deutscher Ingwer” ebenso wie die asiatische Variante verzehrt werden. In der asiatischen Medizin ist Kalmus eine traditionelle Heilpflanze.
Mit seinen ersten Versuchen erhofft sich Manfred Fetthauer Erkenntnisse, ob seine Überlegungen und Schlussfolgerungen richtig sein könnten. Zeigt sich hier ein Erfolg, wird sich Fetthauer mit Unterstützung einiger Wissenschaftler dafür einsetzen, die Pflanzungen in einem Förderprojekt auszuweiten.