Alle Artikel in: Fische

Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen besondere Bedeutung der Nasen für die Gewässerqualität der Nister

Seit 2015 wird in einem wissenschaftlichen Experiment in der Nister bei Stein-Wingert untersucht, ob Nasen die Gewässerqualität verbessern können. Vor kurzem haben wir erste Ergebnisse dieses Projektes veröffentlicht (Gerke et al., 2018). In den Versuchen haben wir Gehwegplatten (40 x 40 cm) für mehrere Wochen auf dem Gewässergrund ausgebracht. Einige Platten waren mit elektrischen Fischzäunen „abgesperrt“ und einige für Fische frei zugänglich. Am Versuchsende wurde die Algenbiomasse zwischen den Platten mit und ohne Fischzugang verglichen.

Platte mit deutlichen Fraßspuren. Durch das Abweiden des Biofilms können Nasen die Algenbiomasse verringern.

Wir hatten erwartet, dass die Nasen die Algen auf den frei zugänglichen Platten abweiden und die Algenbiomasse daher auf diesen Platten niedriger ist. Überraschenderweise war aber das Gegenteil der Fall. Gleichzeitig war die Biomasse wirbelloser Weidegänger (z.B. Eintagsfliegenlarven) auf den abgezäunten Platten höher. Wir nehmen daher an, dass die wirbellosen Weidegänger die Algenbiomasse auf den abgezäunten Kacheln reduziert haben, weil sie hier sicher vor den Kleinfischen (z.B. Groppe, Schmerle) waren. Anders als Nasen ernähren sich diese kleinen Fischarten bevorzugt von wirbellosen Kleintieren. Das Verscheuchen der Kleinfische hat also die wirbellosen Weidegänger gefördert und damit indirekt die Algen reduziert.

Kleinfische beeinflussen die Algenbiomasse indirekt

Dieses unerwartete Ergebnis zeigt, wie komplex Nahrungsnetzbeziehungen im Gewässer sind und welche Auswirkungen das Fehlen großer Fischarten in einem Gewässer haben kann. Erstens sind weniger algenfressende Fische (Nasen) zu finden und die Algenbiomassen steigen. Zweitens explodieren die Kleinfischbestände. Die reduzieren die wirbellosen Weidegänger und die Algenbiomassen steigen noch stärker.

In einem etwas größeren Versuch mit insgesamt 12 ca. 8 m2 großen Fischkäfigen haben wir im letzten Sommer den Einfluss von Nasen und Döbeln auf die Algenbiomasse und die Qualität des Kiesbettes untersucht. In diesem Versuch haben wir tatsächlich einen deutlichen Einfluss dieser Fische auf die Algenbiomasse und darüber hinaus auf die Sauerstoffgehalte im Kiesbett gefunden. Nach vier Wochen war in den 4 Käfigen mit Nasen die Algenbiomasse niedriger als in den fischfreien Kontrollkäfigen und in allen Fischkäfigen war der Sauerstoffgehalt im Kiesbett  – ein Indikator für die Habitatqualität – höher als in den Kontrollkäfigen. Im Moment  bereiten wir gemeinsam mit dem BFS die Veröffentlichung dieser Ergebnisse vor.

Mittlere Algenbiomasse und mittlerer Sauerstoffgehalt in 13 cm Substrattiefe in Käfigen mit Nasen, Döbeln und Kontrollkäfigen ohne Fischbesatz

In unserem großskaligen Biomanipulationsexperiment, das bis Ende Oktober 2018 läuft,  gehen wir noch einen Schritt weiter und möchten herausfinden, ob sich der Besatz mit Nasen und Döbel auch in der Realität positiv auf das gesamte Ökosystem auswirkt.

 

 

Forellenlarven 2018 sind geschlüpft

Die letzten Jungforellen aus dem Jahr 2017 haben im Dezember die Becken in Burbach für ein Leben in der Nister verlassen, bevor Anfang des Jahres die neuen Bachforelleneier aufgelegt wurden.

Forellenlarven_9819

Inzwischen sind die Forellenlarven im Burbacher Bruthaus bereits geschlüpft. Von Manfred Fetthauer jeden Tag gesichtet und in stundenlanger Kleinarbeit von den abgestorbenen Eiern befreit, leben die gerade mal 8 bis 10 Millimeter großen Bachforellen noch von ihren Dottersäcken.

In etwa zwei Wochen ziehen die winzigen Fischlein in die frisch geputzten Becken in der ehemaligen Kläranlage Burbachs um und werden von da an mit Fischfutter großgezogen.

Forellenlarven_9837

Im Frühjahr und Frühsommer 2018 werden einige von ihnen Wirte für Flussperlmuschellarven – so es denn 2018 Glochidien aus der Nister gibt. Wir drücken die Daumen!

PS: Die fotografierten und im Kunststoffbecher gefilmten Forellenlarven und Eier kehrten im Anschluss lebendig und wohlauf zu ihren Artgenossen zurück.

Nasen und Nachwuchs

Nasen sind für die Reinhaltung der Nister sehr wichtig. Mit ihrem unterständigen, verhornten Maul schaben die Großfische Algen vom Untergrund des Fließgewässers ab. Gut zu sehen sind die Fraßspuren auf einem Laptop, das ARGE-Nister-Mitglied Kim Wortelkamp auf dem Flussgrund fand und fotografierte.

IMG_2611
Foto: Kim Wortelkamp

Für den Kormoran sind die Wasserbewohner ein wichtiges Nahrungsmittel. Das führte in den vergangenen 18 Jahren dazu, dass es immer weniger Nasen in der Nister gab. Deshalb stehen die trächtigen Nasenweibchen in der Laichzeit unter besonderer Beobachtung der ARGE Nister und ihrer Mitglieder. Frank Steinmann sind wunderschöne Unterwasseraufnahmen gelungen. Sie zeigen laichbereite Nasen und deren Eier.

_J1A1378[1] _J1A1419[1]
Laichbereite Nasen (Fotos: Frank Steinmann)

_J1A2657 _J1A2686 _J1A2865 _J1A26892Fotos: Frank Steinmann

Daneben arbeiten die Naturschützer seit einigen Jahren daran, in der Anlage in Stein-Wingert eigenen Nachwuchs zu züchten. Da Nasen in Rauschen, stark bewegtem Wasser, ablaichen, verkleben die Eier stark. So haften sie sicher an Steinen, während sie vom sauerstoffreichen Wasser umspült werden. Zum ersten Mal gelang es in der Zucht, diese starken Verklebungen zu lösen, sodass nun Jungnasen in die Nister ausgesetzt werden konnten. Manfred Fetthauer, unter dessen Fittichen die kleinen Fische stehen, veröffentlicht erstmals Aufnahmen der gelungenen Nachzucht.

DSCN1964
Larven im Glas (F
oto: Manfred Fetthauer)

Zum dritten Mal motivierte Teilnehmende

31 motivierte und interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer besuchen heute, am zweiten Tag des dritten Gewässerseminar der Uni Koblenz-Landau, Stein-Wingert. Zum Teil waren sie weit gefahren, um hier in die Grundlagen und Details der mittelgebirgischen Fließgewässerökologie eingeweiht zu werden. Den weitesten Anfahrtsweg hatte wahrscheinlich der Teilnehmer von der Naturschutzstation Wattenmeer in Norderney.

ARGE_5421

Der milde April-Tag begrüßte seine Gäste schon morgens mit strahlendem Sonnenschein. Nach dem Einstiegstag im Labor der Koblenzer Hochschule unter der Leitung von Dr. Carola Winkelmann stand nun Gewässerpraxis an der frischen Luft auf dem Programm. Nach dem Besuch in der Anlage in der Stein-Wingerter Au, wo Manfred Fetthauer Naseneier präsentierte und die schwierige Aufzucht der Jungnasen skizzierte, ging es an die Steinerne Brücke.

ARGE_5460

Bis Mittag lernte die Gruppe sieben der neun versprochenen Fischarten kennen, darunter die Ukelei, die Groppe und den Döbel. Lebensweise, bevorzugte Nahrung und die jeweilige Aufgabe  im Ökosystem wurden besprochen. Verpflegt wurden die Gewässerfachleute über den Tag aufs Köstlichste von Resi Fetthauer im Dorfgemeinschaftshaus in Stein-Wingert.

ARGE_5435

Zu Gast war wieder einmal das SWR-Fernsehen. Wer heute (04.04.2017) liest, findet sicher einen kleinen Beitrag ab morgen Mittag in SWR RLP aktuell.

Nister zwischenzeitlich zugefroren

In den vergangenen eiskalten Tagen fror die Nister an manchen Stellen zu. Andernorts bildeten sich zauberhafte Eisskulpturen.

Die Bewohner des Fließgewässers stört die Kälte jedoch kaum, solange der Fluss nicht überall und nicht bis zum Grund zufriert. Fische suchen tiefere, ruhige Stellen auf, wo die Wassertemperatur konstant 4 Grad Celsius beträgt. Das liegt daran, dass Wasser bei dieser Temperatur die größte Dichte hat und auf den Flussgrund sinkt. Dazu reduzieren viele Fische ihre Aktivität und damit ihren Energieverbrauch im Winter.

Als Film: Fische unterm Eis

Nasen, Döbel und viele andere heimische Fischarten leben unter dem Eis der Nister. Wie das aussieht, lassen sich anhand der Aufnahmen aus dem Januar 2016 von Manfred Fetthauer gut beobachten.

Der erste Vorsitzende der ARGE Nister, einem Naturschutzverein im Westerwald, der sich für Artenvielfalt und den Schutz des Mittelgebirgsflusses einsetzt.

Die ARGE Nister ist ein Naturschutzverein, der daran mitarbeitet, Artenvielfalt und Qualität des Fließgewässers zu erhalten. Die Nister ist komplett verpachtet. Es gibt hier weder einen Angelverein noch Tageskarten.

Steinmann-Foto auf Fachzeitschrift

bildschirmfoto-2015-09-29-um-10-30-41
Bei der Lachs-Kontrollbefischung der ARGE Nister im November 2014 gelangen Frank Steinmann außergewöhnliche Unterwasseraufnahmen von zurückgekehrten geschlechtsreifen Lachsen in der Nister. Nun zierte eines der “sensationellen Fotos eines Lachspaares” den Titel der Septemberausgabe der Fachzeitschrift “gewässer-info – Magazin zur Gewässerunterhaltung und Gewässerentwicklung”. Das Organ der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e.V. (DWA) schreibt dazu: “Der Nachweis von Rückkehrern ist vor allem ein Erfolg der jahrelangen Wiederansiedlungsbemühungen und eine Bestätigung der Arbeit der ehrenamtlichen und behördlichen Lachsfreunde in Rheinland-Pfalz.“

Forellenbericht 2015

Auf ein Neues: Auch in diesem Jahr erreichten uns mehr als Hunderttausend Bachforelleneier, aus denen kräftige kleine Fischlein schlüpfen sollten.

Kiste_IMG_6566

Doch zunächst mussten erst einmal die Brutkästen inspiziert und vorbereitet werden, bevor die Eier auf die einzelnen Bretter verteilt werden konnten.

Forelleneier werden aufgelegtForellen2015_ARGE_6082

Frisches, durch silikathaltiges Gestein auf den passenden pH-Wert gebrachtes Wasser umspült die Forelleneier in unserer Anlage den gesamten Tag. Das braucht der heimische Fischlaich, der in der Natur im Kiesbett inmitten von Rauschen von sauerstoffreichem Nass versorgt wird.

Steine_IMG_6561
Foto: Silikathaltiges Gestein passt den pH-Wert an.

Forellen2015_ARGE_6202Dottersack_IMG_6630

Auffällig viele Eier starben in den ersten drei Wochen bis zum großen Schlüpfen ab und wurden weiß. Verpilzungen hatten wir dagegen so gut wie keine. Doch die Larven, die schlüpften, waren klein und häufig auch schwach: Sie blieben in den Eierschalen stecken und verstarben.

Forelleneinsatz SauerstoffForellenlarven

Am 21. Februar setzen wir die ersten Fische nach Aufzehren des Dottersacks in die Anlage in Burbach um. Hier fühlten sie sich wohl, wuchsen aber bis heute sehr langsam. Vermutlich waren die lange andauernden kalten Temperaturen dafür verantwortlich. Daneben hatten wir die Futtermarke gewechselt. Ob das so einen großen Einfluss auf die Größe der Forellen haben kann, werden wir im kommenden Jahr wissen, wenn wir wieder auf das bewährte, aber deutlich teurere Futter zurückgreifen.

Inzwischen sind einige Forellen bereits ausgesetzt – fit und aktiv, aber etwa 40 Prozent kleiner als 2014 zum Zeitpunkt des Besatzes. Immerhin sind ca. 97 Prozent der als kleine Fische in die Bottiche gesetzten Forellen zu größeren Fischen herangewachsen. Trotz der langanhaltenden Wasserknappheit konnten wir den fünfmaligen Wasserwechsel am Tag in den Becken gut durchhalten.

IMG_8942

Ein schöner Moment ist nach wie vor der, wenn sich die kleinen Forellen bärenstark und selbstverständlich in die Strömung der NIster stellen, sofort auf Futterfang gehen und sogar nach Mücken springen. Das tun sie auch 2015 – im Prinzip ist es also wieder ein erfolgreiches Forellenjahr.

Drei Lachsrückkehrer gesichtet

Insgesamt drei paarungswillige Lachse – zwei Männchen und Weibchen – gingen den Engagierten der Arge Nister bei zwei halbtägigen Kontrollbefischungen ins Netz. Sie hatten den Weg aus dem Meer durch die Fließgewässer in Deutschland unbeschadet und erfolgreich überstanden. Für die Naturschützer waren die Fänge erfreuliche Momente einer ansonsten eher erschreckenden Fahrt.

Lachsprojekt-ARGE_1A9023
Denn auf weiten Strecken war die Nister nahezu leer. Kilometerweit höchstens mal ein oder zwei Fische, oft kein einziger: Mehr reagierten nicht auf den leichten Strom, mit dem Wasserbewohner wie Nasen, Döbel, Forellen und Lachse bei den Kontrollbefischungen kurzzeitig betäubt werden. Selbst ein Laie bemerkte schnell, dass es die unbewohnten Streckenabschnitte waren, an denen kein Fisch auftauchte. Der Unterschied zu den Abschnitten durch Dörfer oder an Häusern vorbei war zu deutlich. Dort reagierten häufig fast schon Schwärme von Fischen. Zudem waren viele Gruppen dort an etwas entfernten Stellen gut im Wasser zu sehen.

Lachsprojekt-ARGE_2098a
Unter den kontrollierten Fischen waren entweder größere (über 45 Zentimeter) oder kleine (bis 20 Zentimeter). Der “Mittelstand fehlte” – auch das ein Hinweis auf den Kormoran, der ganz offensichtlich Fische einer gewissen Größe bevorzugt.

Die Lachse mit ihren nahezu 70 Zentimetern Körperlänge fielen aus diesem Raster heraus. Sie laichen hoffentlich in den kommenden Tagen in der Nister ab, sodass es – wenn alles gut geht – bald wilden Nachwuchs im Westerwald gibt.